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Große Lauter

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Steckbrief

Die Große Lauter ist ein Karstfluss, der in einer kleinen, versteckten Quelle auf der Schwäbischen Alb entspringt und nach nur 42 Kilometern an ihrem Rande fast genauso heimlich in die Donau mündet. Von ihrer Quelle bis zur Mündung verliert die Große Lauter insgesamt ca. 158 m an Höhe. Sie wirkt mal als Bach und mal als kleiner Fluss; im Ort Lauterach, nicht weit vor ihrer Mündung, befördert sie im Mittel 1,65 m3 Wasser pro Sekunde talwärts. Übrigens: Es gibt auch eine kleine Lauter. Sie ist ein Nebenfluss der Blau, und auch sie ist ein Karstfluss.


Landschaft mit Erholungswert

Auf Ihrem Weg zur Donau durchquert die Lauter das Biosphärengebiet Schwäbische Alb, das sich durch eine schützenswerte Kulturlandschaft mit besonderer Tier- und Pflanzenwelt auszeichnet. Und in der Tat fließt die Lauter durch geradezu spektakulär schöne Landschaften.

In dem vom Fischereiverein Ulm/Neu-Ulm gepachteten Streckenabschnitt fließt die Lauter von Anhausen über Unterwilzingen nach Lauterach durch ein enges, mäanderndes Wiesental, das von Laub- und Nadelwald, steil aufragenden Kalkfelsen und Rad- und Wanderwegen gesäumt wird.

Folgen wir, beginnend bei Anhausen, dem Fluss abwärts, dann erleben wir, wie das Tal immer enger und seine Ränder imposanter werden. An mehreren Kurven ragen steile Felsen auf, die von je einer alten Burgruine gekrönt sind. Ein Altarm spaltet sich ab und vereinigt sich wieder mit dem Hauptfluss mitten in einer Schlucht, die fast schon ein wenig Bergflussatmosphäre aufkommen lässt. Als Finale dieses schnell­fließenden Abschnitts holpert die Lauter über mehrstufige Kalksteinkaskaden, Wasserfall genannt, um sich im Anschluss wieder ruhig mäandernd auf ihre inneren Werte zu besinnen. Vor Unterwilzingen wird das Tal weiter, und Mais- und Kornfelder säumen die Ufer. Gleich nach dem Ort zieht sich das Tal jedoch am engsten zu. In diesem nur noch etwa 1 km kurzen letzten Stück unserer Gewässerstrecke ersetzen Schafsweiden die Äcker.

Die Ufer der Lauter dekorieren überwiegend Weiden, Erlen, Ahornbäume und einige Eschen. Ein Schilfsaum sorgt in weiten Strecken dafür, dass der Fischer von den vorsichtigen Forellen nicht allzu leicht entdeckt wird.

Nicht unerheblich trägt zum Erholungswert der Besucher bei, dass der Autoverkehr im Tal nur für Land- und Forstwirtschaft und die Jagd erlaubt ist, und auch dadurch, dass keine Bootstouren stattfinden. Der Fischer wird lediglich den ganzjährig nicht wenigen Wanderern und Radlern begegnen.

So viel Romantik verleitet den aufmerksamen Besucher - und hoffentlich auch den Fischer - zum Stehenbleiben, Schauen und Fotografieren. Je nach Jahreszeit wird er außerdem durch den Duft von Echtem Mädesüß oder Wasserminze abgelenkt, beides magische Kräuter der alten keltischen Druiden, so dass für ihn ein Ausflug an die Lauter meist ein umfassender Genuss ist.


Kurven, Kurven, Kurven

Dem Fluss selbst scheint die Schönheit seiner Umgebung noch nicht zu genügen, und er steigert sie noch, indem er sich durch das ohnehin schon intensiv geschwungene Tal auf einer noch viel enger verlaufenden Schlangenlinie hindurchmäandert. Und in der Tat bietet sich dem Besucher hinter jeder Kurve eine neue, faszinierend schöne Aussicht, oft eingerahmt von überhängenden Zweigen von Laubbäumen.

Der Mineraliengehalt und wohl auch mehrere Zuflüsse der Lauter mögen dazu beitragen, dass ihr Wasser nie ganz klar, sondern meist etwas milchig ist. Gerade so, dass man am Gewässergrund stehende Fische eigentlich nur bei direktem Sonnenschein erkennen kann. Der Grund der meisten Gumpen bleibt jedoch das ganze Jahr über im Verborgenen.

Die Gewässerstruktur ist abwechslungsreich: ruhige, tiefe Abschnitte gehen über in teils sehr flache Rieselstrecken, und in den Kurven hat die Strömung viele schöne Gumpen gegraben.

Tier- und Pflanzenwelt

Typisch für die Schwäbische Alb: Bei Regen begegnet man häufig Weinbergschnecken auf den Kalkschotterwegen oder im Gras. Zusammen mit dem Linsenanbau und der Schafshaltung waren sie einst eine wichtige Einnahmequelle für die Menschen auf der Alb, deren steinige Böden sie früh kreativ werden ließ. Auch an der Lauter trifft man oft Schafe an. Sie stehen dem Fischer als interessierte Gesprächspartner zur Verfügung, wenn er gerade eine kleine Pause einlegen möchte.

Fast hinter jeder Kurve trifft der Ahnungslose auf eine Schar Enten, die laut quakend auffliegen, kaum haben sie ihn entdeckt. Die Sichtung eines Eisvogels ist fast garantiert. Bis August werden Ihnen herrlich gefärbte und gemusterte Schmetterlinge auffallen: die Kaisermäntel, deren Raupen sich vom an der Lauter weitverbreiteten Mädesüß ernähren, mit dessen Blüten übrigens früher Met und Bier verfeinert wurden.

Im Sommer tauchen Schwalben in waghalsigen Flugmanövern ihre Schnäbel ins Wasser, um Wasser zu schöpfen.

Hitchcock pur... In der Abenddämmerung verändert sich die Stimmung plötzlich: Bellende Rehböcke hören sich an wie gefährliche Raubtiere, Eulen rufen wie in alten Krimis. Aber es geht auch harmloser: Biber trifft man häufig an. Sie bedienen sich intensiv an den um Unterwilzingen herum angebauten Maisfeldern; wie man hört, tun das auch die Wildschweine.


Fliegenfischen: zu schade für den Woolly-Bugger-Lauf

Das Wort Karstfluss (auch Kreidefluss) lässt Fliegenfischerherzen höherschlagen, und die Lauter enttäuscht die Erwartungen nicht. Obwohl Fische jeder Größenordnung in ausreichender Zahl vorhanden sind, geben v.a. die größeren Exemplare dem Fliegenfischer zuweilen Gelegenheit, sein fischereiliches Können zu zeigen. Ganz so, wie das in einem Karstfluss in aller Regel der Fall ist und wie es, wie wir meinen, auch sein sollte.

Fluch und Segen… Das „Kraut", allen voran der Flutende Hahnenfuß, kommt im späten Frühjahr hoch und fällt ab August wieder zusammen. Der Schilfsaum ist meist Segen, an einigen Stellen aber auch Fluch, wenn er sich allzu arg in den Fluss hineinlehnt. Er wird im September an vielen Stellen abgemäht.


Fischnährtiere

Das Flussbett ist auf der ganzen Länge teils kiesig, felsig und sandig, so dass sich Wasserinsekten verschiedener Arten wohlfühlen. Im Sommer ist das Fischen mit Nachbildungen von Landinsekten eine spannende Methode, einer Salmo trutta fario hallo zu sagen.


Ausrüstungstipps

Empfehlenswert sind Fliegenruten um die 9 Fuß Länge und Schnurklasse 4. Kürzere Ruten erschweren das Handling und das Landen von Fischen in schilfigen Bereichen erheblich. Auch ein Kescher mit nicht zu kurzem Stiel ist unentbehrlich für einen waidgerechten Umgang mit den Fischen.


Einige Fakten…

Die Lauterstrecke des Fischereivereins Ulm/Neu-Ulm e.V. ist eine reine Fliegenfischerstrecke. Sie ist etwa 9 km lang und wird, was die Fischarten angeht, ganz überwiegend von Bachforellen, Elritzen und Stichlingen bewohnt.

Die obere Gewässergrenze bildet eine Brücke direkt unterhalb von Anhausen und neben einem Eselsgehege (mit dekorativen, langhaarigen Eseln), die untere Grenze ist durch ein kleines, weißes Schild direkt am rechten Uferrand markiert. Es trägt den Text „Fischwassergrenze Lauterach Schwenk".

Achtung: Auf der ganzen Strecke werden Sie so gut wie keinen Mobilfunkempfang haben, und auch Ihr GPS-Chip könnte oft Probleme bekommen. Sorgen Sie also dafür, dass jemand weiß, wo Sie sind!


Anfahrt

Für Radfahrer, Wanderer und Fliegenfischer gleichermaßen am besten zugänglich ist die Lauter über die Wanderparkplätze in Anhausen und Unterwilzingen. Erstere übrigens mit Schatten, letztere ohne.

Die Anfahrt von Ulm aus nach Anhausen erfolgt über die B311 bis Ehingen und von dort über die B465 bis Frankenhofen und von dort noch einige kleinere Straßen. Zur Fahrt nach Unterwilzingen bleibt man länger auf der B311 und biegt bei Untermarchtal auf die Landstraße ab, durchquert Lauterach und erreicht kurz darauf das Ziel.


Unser Tipp

Verzichten Sie auf den so populären Woolly-Bugger-Lauf, hasten Sie nicht von Gumpen zu Gumpen und von Fisch zu Fisch. Nehmen Sie sich stattdessen lieber weniger Strecke vor und beobachten Sie das Wasser, die Fische und die Insekten! Bewegen Sie sich möglichst vorsichtig, die Fische werden Sie früher entdecken als Sie denken. Genießen Sie die Augenblicke, erleben Sie den Fluss und seine Umgebung und seine Tierwelt! Achten Sie darauf, was blüht und duftet, nehmen Sie bewusst wahr, was die Große Lauter und ihre unvergleichlich schöne Lage ausmacht, … und machen Sie auch mal ein Foto als Erinnerung! Vielleicht werden Sie so fasziniert sein, dass sie kurzzeitig vergessen, warum Sie eigentlich gekommen sind: zum Fischen. So wird jeder Angeltag, egal ob er ein Fischtag ist oder nicht, zum unvergesslichen Erlebnis. Versprochen!



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Blau im Blautal
Donau Stadtgebiet